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Rebecca Mott ist Aktivistin, Abolitionistin, Prostitutionsüberlebende und Bloggerin. Auf ihrem Blog erschien einen Tag vor Amnesty Internationals offizieller Positionierung ihr Artikel "How Do You Look In The Mirror?", den wir mit ihrer freundlichen Zustimmung ins Deutsche übertragen haben.
Ich habe eine Pause gemacht vom Schreiben und Arbeiten, um mir ein bisschen Zeit zum Ausspannen zu nehmen und darüber nachzudenken, welche und wieviele Veränderungen dieser Blog mir gebracht hat.
Aber darüber kann ich ein anderes Mal schreiben. Ich komme zurück auf die heilige Kuh der linksgerichten Menschenrechte – Amnesty International –, die die prostituierte Klasse ins Meer kippt.
Ich persönlich würde mir nichts mehr wünschen, als dass alle weiblichen Mitgliederinnen AI boykottieren, aus Solidarität mit ihren prostuierten Schwestern – aber das wird wohl nicht passieren.
Ich träume trotzdem weiter.
Ich wäre ein überzeugtes Mitglied von AI, wenn sie sich nicht erlaubt hätten, ihr Richtlinienpapier zu Prostitution von Zuhältern schreiben zu lassen, um damit der Sexhandels-Lobby volle Rückendeckung zu geben.
Ist die prostituierte Klasse nicht genug Mensch für das Recht auf alle Menschenrechte?
Sind die Ständer der Prostituenten wichtiger als die Lebensbedingungen prostituierter?
Wird AI von der Lobby der Sexhandels-Industrie dafür bezahlt, Lügen und Ängste zu verbreiten, um Abolitionistinnen zu silencen?
Mich als Ausgestiegene bringt das in Verzweiflung und maßlose Wut, weil die „Menschenrechte“ von Prostituenten und der Sexhandels-Profiteure von AI geschützt werden sollen und die prostituierten als un(ter)menschliche Sexgüter ohne Menschenrechte zurückgelassen werden.
Ich schreibe das als Schrei aus Verzweiflung, aber auch um gegen diese vielen und hochgradig durchschaubaren Lügen anzusprechen, die der Sexhandel AI und seinen MitgliederInnen erzählt.
Sie werden wie besessen alles Schreckliche von der Prostitution trennen – z. B. sexuelle Ausbeutung von Kindern, alle Arten von Menschenhandel, sexuelle Gewalt und die so genannte Untergrund-Prostitution.
Sie werden die falsche Behauptung aufstellen, dass Prostitution nie mit früherer sexueller Gewalt, psychischen Krankheiten, sexuell übertragbaren oder anderen Krankheiten verbunden ist – und wenn es einen Zusammenhang gibt, dann war das eben nur die falsche Wahl einer/eines einzelnen prostituierten.
Öknomische Zwänge in die Prostitition sind das einzig Negative – dann wird oft auf einer aktuellen Kurzzeit-Krise rumgehackt – anstatt zu begreifen, dass Prostitution in guten wie in schlechten Zeiten existiert.
Es wird nicht erwähnt, dass andere vielfältige Gründe prostituierte in den Sexhandel drängen – Rassismus, Naturkatastrophen, Kriege, sexuelle Gewalt in der Kindheit, Gruppendruck, abgrundtiefer Selbsthass, ein Mangel an Zugang zu echter Liebe, Rebellierungs-/Anpassungsversuche.
Keine Erwähnung, dass der Sexhandel diese Zwänge erst geschaffen hat, dass es kein Zufall ist, dass es die Verletzlichsten aller Klassen und aller Kulturen sind, die in den Sexhandel geschleust werden.
Keine Erwähnung des Marktes, der der Sexhandel ist – ein Markt, der alle sexuellen Porno-Träume liefert, die Prostituenten wollen oder gemacht haben wollen.
Keine Erwähnung der riesigen Profite, die die Dekriminalisierung den Sexhandels-Profiteuren einbringt – und wie dieser Profit hauptsächlich dadurch generiert wird, in dem immer mehr sadistische sexuelle Praktiken zur Verfügung gestellt werden.
Keine Erwähnung, dass, um diesen expandierenden Markt zu beliefern, diesen inneren wie äußeren, dieser sich ausbreiten wird, dass mehr extremer Sadismus zum Standard wird, weil es das einzige ist, was genug Geld zum Leben einbringt.
Keine Erwähnung der Gewalt innerhalb aller Arten der Indoor-Prostitution – nein, es wird den Sexhandels-Profiteuren belassen, mit in-house Geschäfte zu machen, so wie sie es seit mindestens 3000 Jahren tun.
Also auch keine Erwähnung, dass ständig prostituierte aus Bordellen, Escort-Agenturen, Girlfriend-Experiences, Saunas und allen anderen Formen der Indoor-Prostitution verschwinden.
Keine Erwähnung dessen, wie Prostituenten, die die Indoor-Prostitution wählen, für immer mehr Zeit und Privatssphäre bezahlen, um was auch immer zu tun, was sich ihr porno-verseuchtes Hirn vorstellt.
Also auch keine Erwähnung, dass sich viele reichere Prostituenten die Indoor-Prostitution für ihr Anrecht aussuchen, die prostituierten zu besitzen, zu kontrollieren und wegzuwerfen.
Es ist normal, dass es für sie in der Indoor-Prostitution keinen Schutz gibt, kein Interesse am sexuellen, psychischen und physischen Wohlergehen der prostituierten.
Es ist ein makabrer Witz, wenn die Sexhandels-Lobby – die den Interessen der Prostituenten und Sexhandelsprofiteuren zuarbeitet – Sorge um das Wohlergehen in der Prostitution vorheuchelt.
Die Sexhandels-Lobby lügt nur.
Ich sag es nochmal, um das klar zu machen.
Die Sexhandels-Lobby lügt nur.
Die Sexhandels-Lobby weiß das und es ist ihr egal, dass Prostituenten die Indoor-Prostitution wählen, um in dieser Zeit und dieser Privatheit so gewaltvoll sein zu können, wie sie wollen – dem gemäß sich die Sexhandels-Lobby mit dem Anbieten solcher sadistischen Akte Tag für Tag die Finger schmutzig macht.
Die Sexhandels-Lobby weiß es und schert sich nicht darum, dass Frauen in der Indoor-Prostitution dazu gezwungen sind zu verschwinden – einige verschwinden in gefährlichere oder psyschisch schädigendere Formen des Sexhandels, andere in Krankheit und psychischen Zusammenbrüche, einige suzidieren sich und viel zu viele werden ermordet.
Dieses Verschwinden wird ganz bewusst durch die Institution der Sexhandels unsichtbar gemacht – die prostituierten werden weggeworfen, weil ihr Leben als wertlos gilt.
Jedes Mal, wenn die Sexhandels-Lobby von der Sorge um das Wohlergehen der prostituierten spricht, widert mich das bis zur Unerträglichkeit an – und diese Dreckskerle schreiben gerade das Richtlinienpapier von AI.
Dieser Post ist ein Schrei – ich fürchte mich verdammt vor dem Ergebnis morgen.
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