Søren Storm Hansen - Politi (Flickr) [CC BY 2.0] |
Entwicklung der Zahl und Zusammensetzung der prostituierten Personen
Oslo
- Straßenprostitution: 100 Personen (hauptsächlich Nigerianerinnen, einzelne Osteuropäerinnen)
- Innenprostitution: 260 Personen (Russland und Baltikum)
Trondheim
Die Polizei schätzt die Anzahl der fest ansässigen
Prostituierten auf etwa 10, sowie einige Frauen mittleren Alters, die
zusätzlich einer anderen Berufstätigkeit nachgehen.
Bergen
- Straßenprostitution: 20-30 Personen
- Innenprostitution: 70-120 Inserate (einige Frauen mit mehreren Inseraten, mehrere nigerianische Frauen teilen sich eine Anzeige)
Stavanger
- Straßenprostitution: 25-30 Personen (donnerstags und freitags) (früher: 40)
- Direkt nach Einführung des Gesetzes: 3-4 nigerianische und 1-2 norwegische Frauen in der Straßenprostitution
- Innenprostitution: Gesunken von 20-40 (vor Einführung des Gesetzes) auf 5-7 Personen
Es gibt nur wenige norwegische prostituierte Personen. Es
gibt hingegen einen Zustrom aus dem Baltikum, aus Rumänien und Bulgarien, sowie
aus Westafrika - mit Schwerpunkt auf Nigeria. Die meisten von ihnen bringen
5-10 Jahre Erfahrung aus Südeuropa mit und sind Ende 20. Man konnte in den
letzten Jahren nur wenige 17-Jährige beobachten.
Die Polizei hat keine Frauen im Prostitutionsmarkt
beobachtet, die mit ihrer Tätigkeit glücklich oder zufrieden sind. Der
Eindruck, den die Polizei hat, sind keine glücklichen, sanften, vergnügten,
gewerbetreibenden Frauen mit guten Zukunftsaussichten, gutem Verdienst und
freier Kundenwahl. Die Polizei hat vielmehr den Eindruck, dass die meisten
Prostituierten entweder Zwangsprostituierte sind oder in einer verletzlichen
Situation ausgebeutet werden.
Markt in Rotation
Um den Überblick über den Markt zu bewahren, werden Analysen
der im Internet vorhandenen Telefonnummern vorgenommen. Dadurch konnten
einzelne Callcenter aufgedeckt werden.
Die festgestellte Zahl der Anzeigen pro prostituierter
Person weist darauf hin, dass sich die Kundengrundlage verschlechtert hat und
es daher erforderlich ist, vermehrt zu inserieren.
§202 des Strafgesetzbuchs
§202 legt Strafen für diejenigen fest, die Räume vermieten,
während ihnen gleichzeitig bekannt ist, dass diese Räume der Prostitution
dienen sollen oder die in dieser Hinsicht grob fahrlässig gehandelt haben. Die
Bestimmung soll die Gründung von Bordellen verhindern und ist nicht dafür
gedacht, Personen, die auf eigene Rechnung der Prostitution nachgehen, das
Wohnen unmöglich zu machen.
Die Polizei wurde dafür kritisiert, dass ausländische,
prostituierte Personen aus ihren Wohnungen herausgeworfen werden und damit ihr
Zuhause verlieren. Dies kann geschehen, wenn einem Vermieter mitgeteilt wird,
dass eine seiner Wohnungen für den Verkauf von Sex genutzt wird. Indessen ist
es ein Fehlschluss zu behaupten die Polizei würde den Frauen ihr Zuhause
wegnehmen. 90% des Marktes bestehen aus reisenden Personen, für die dieses
Zuhause in Wirklichkeit nur ein Arbeitsplatz von kurzer Dauer, von 1 bis zu 14
Tagen oder etwas länger ist. In jedem Fall handelt es sich nur um eine
kurzfristige Dauer.
Schuldsklaverei
Die Polizei berichtet, dass nigerianische Frauen häufig
Schulden von rund 65.000 Euro haben, wenn sie durch Hintermänner nach Norwegen
gelangen. Sie waren zuerst in Italien oder in Spanien. Die Frauen führen Buch,
und wenn sie schuldenfrei sind, werden sie häufig selbst zu Zuhälterinnen.
Vereinzelt gibt es aber auch Frauen, die aus der Prostitution herauskommen und
norwegische Männer heiraten.
Obwohl die meisten in der Innenprostitution behaupten, sie
würden freiwillig arbeiten, erweist sich, wenn die Polizei mehr in die Tiefe
geht, dass sie dazu genötigt sind, den Verkauf von Sex fortzusetzen - bedingt
etwa durch eine Versorgerverantwortung und Hintermänner, die damit drohen, das
Doppelleben gegenüber der Familie zu enthüllen. Es gibt allerdings Ausnahmen,
hinter denen kein Netzwerk steht.
Das Sexkaufgesetz als der beste Zugang zu Fällen von Menschenhandel
Es ist äußerst zeitaufwendig, in Fällen von Menschenhandel
zu ermitteln. Ein Verfahren kann zwischen 1 und 3 Jahren dauern. Dies liegt
daran, dass es sich in der Regel um den Bestandteil eines größeren
internationalen kriminellen Netzwerks handelt, das sich über weite Teile der
Welt erstreckt. Es können sich auch sprachliche Herausforderungen mit Bedarf an
Dolmetscherkenntnissen und an enger Kooperation mit Polizeibehörden in anderen
Ländern gegeben sein. Nach Ansicht der Polizei erhält man durch das
Sexkaufgesetz den besten Zugang zur Bekämpfung des Menschenhandels. Durch das
Sexkaufgesetz ergeben sich nämlich Kontakte zu den prostituierten Personen und
eine Situation in der sich auch eventuelle gefälschte Dokumente aufdecken
lassen. Einige Prostituierte sagen selbst, dass sie sich wünschen, kontrolliert
zu werden, um auf diese Weise die Möglichkeit zu erhalten
"auszusteigen". Durch Kontrollen und Kontakte kann Raum geschaffen
werden, um gegenseitiges Vertrauen herzustellen, was für die Polizei maßgeblich
ist, wenn die Möglichkeit bestehen soll, einem Opfer aus einer Situation
herauszuhelfen, in das es hinein gezwungen wurde.
Die Einführung einer EXIT-Gruppe in Bergen, die sich
bevorzugt mit Menschenhandel befasst, hat zu einer Reihe von
Menschenhandelsverfahren geführt, von denen 13 mit einem rechtskräftigen Urteil
nach §224 des Strafgesetzbuches endeten. Da die Fälle von Menschenhandel
umfangreiche Ressourcen erfordern und die größte Aufmerksamkeit erhalten haben
wurde das Sexkaufverbot selbst in einem geringen Maße angewendet. Dabei handelt
es sich um eine bewusste Prioritätensetzung.
Durch das Sexkaufverbot und die Vernehmung der mit Geldbuße
bestraften Kunden lässt sich jedoch wichtiges Beweismaterial (u.a. in Bezug auf
Hintermänner und Wohnungen, in denen der Sexkauf erfolgt) sichern.
Was die Hintermänner angeht, so gibt es etwa genauso viele
Frauen wie Männer, aber weibliche Hintermänner sind sichtbarer. Die Polizei
konzentriert sich auf die größten Netzwerke, also auf die Fälle, bei denen die
Hintermänner Geld mit der Prostitution von mehreren Frauen verdienen. Damit
wird die größte Wirkung erzielt. Dabei werden die Netzwerke für die Dauer der
Inhaftierung der Hintermänner und zum Teil auch danach eliminiert.
Familiennetzwerke werden über einen längeren Zeitraum abgeschreckt, sofern
eines der Familienmitglieder wegen Menschenhandels oder eines
Zuhältereiverfahrens inhaftiert wurde.
Die Polizei weist darauf hin, dass sie im Falle einer
Aufhebung des Sexkaufgesetzes einen wichtigen Schlüssel zur Beweisführung in
Verfahren wegen Zuhälterei und Menschenhandel verlieren würde. Informationen
von Sexkäufern in Zusammenhang mit Wohnungen, Hintermännern und Ähnlichem sind
oft ein wichtiger Einstieg in den Aufbau von Verfahren wegen Zuhälterei und
Menschenhandel. Einige Urteile unterstreichen ebenfalls die Bedeutung und
Relevanz des Sexkaufgesetzes. Bei der Aufhebung käme es zu einer Steigerung der
Zahl der Frauen, die Sex verkaufen. Es gäbe mehr Opfer, mehr Anzeigen und mehr
die dieses System ausnutzen würden. Es würde schwieriger das Zuhälterei -und
das Menschenhandelsgesetz anzuwenden, es gäbe einen größeren Arbeitsaufwand für
alle Beteiligten und das gute Zusammenspiel zwischen den Gesetzen würde
verloren gehen. Wer "Nein" zu Menschenhandel und "Nein" zur
Zuhälterei sagt und möchte, dass diese abgeschwächt und beseitige werden
sollen, muss sich für den Erhalt des Sexkaufverbotes als wichtigem Wirkmittel
aussprechen. Dies wurde auch von früheren prostituierten Personen bestätigt,
die durch eigene Menschenhandelsverfahren "raus" gekommen sind.
Man kann das Sexkaufverbot als Mittel zur
"kurzfristigen Brandlöschung" bezeichnen. Um Hintermänner und
Zwangsprostitution hingegen auch auf längere Sicht in den Griff bekommen zu
können, erscheinen der Polizei Strafverfahren wegen Menschenhandels und
Zuhälterei effizienter. Deshalb benötigt es alle drei Gesetze.
Verantwortung der Kunden
Die Polizei sagt, noch nie einen Freier getroffen zu haben,
der zugegeben hat, dass er verstanden habe, bei einem Opfer von Menschenhandel
Sex gekauft zu haben. Nach Ansicht der Polizei untermauert dies die
Einschätzung, dass das Gesetz vorbeugende Wirkung hat und es wenig Grund zur
Annahme gibt, dass der Freier über den mit Menschenhandel verknüpften Aspekt
nachdenkt. So kann man sagen, dass das Gesetz gesellschaftliche Verantwortung
dort übernimmt, wo das Individuum sie nicht übernimmt.
Bestrafung von Sexkäufern
In Oslo werden jährlich ca. 100 Sexkäufer aufgegriffen. In
der Regel handelt es sich um erwachsene Männer, nur wenige norwegischer
Herkunft. Seit 2009 wurden insgesamt 544 Käufe registriert, einige Käufer sind
Wiederholungstäter.
In Trondheim erhielten im Jahr 2013 61 Personen 146
individuelle Anzeigen. Ein Sexkäufer wird selten beim ersten Sexkauf
aufgegriffen und gesteht häufig mehrere Fälle.
Im Polizeibezirk Hordaland (Bergen) wurden seit Einführung
des Gesetzes ca. 150 Sexkunden aufgegriffen. Die meisten waren zwischen 26 und
50 Jahren alt und kamen aus allen gesellschaftlichen Schichten. Die Polizei
hebt hervor, dass sie pro Jahr problemlos 100 oder mehr Sexkunden hätte
aufgreifen können, den Schwerpunkt aber auf die Verfolgung von Menschenhandel
gelegt hat.
Die Sexkäufer, die aufgegriffen wurden, wünschen sich so
wenig Aufheben wie möglich um die Sache und bezahlen ohne Protest. In der Regel
wird noch an Ort und Stelle ein Bußgeldbescheid erlassen- 3/4 der mit Geldbuße
bestraften Männer ist zwischen 27 und 66 Jahre alt. Viele verleihen ihrer
Erleichterung Ausdruck darüber aufgegriffen worden zu sein. Die Tatsache, dass
es nur wenig Proteste von Kundenseite gibt steht wahrscheinlich im Zusammenhang
damit, dass Sexkauf als besonders stigmatisierter Gesetzesverstoß erfahren
wird. Sexkauf wird von den Sexkäufern als enormer Statusverlust empfunden. Der Umstand, dass sozusagen alle, die
aufgegriffen werden, sich gern unmittelbar damit auseinandersetzen möchten, um
die Sache aus der Welt zu schaffen, bestätigt, dass es eine soziale Belastung
ist, aufgegriffen zu werden. Das Gesetz trägt mit normativer Wirkung bei. Diese
benötigt aber eine gewisse Zeit um den vollen Effekt zu erreichen.
Die Polizei kann dem Markt anmerken, wenn jemand
aufgegriffen wurde. Es wird stets ein Rückgang des Marktes beobachtet wenn ein
oder mehrere Sexkäufer aufgegriffen wurden. Konzertierte Aktionen in denen
viele Sexkäufer aufgegriffen wurden, führten dazu, dass ich die z.B. in Bergen
umfangreiche Straßenprostitution vollständig zurückbildete und sogar für 2-3
Monate vollkommen verschwand. Dies bestätigt, dass das Gesetz ein größeres
Potenzial hat, sofern die Ressourcen für dessen Anwendung zur Verfügung stehen.
Auch der Einsatz von Medien und Aufklärungskampagnen führt nachweislich
zu einem Rückgang der Nachfrage.
In Trondheim werden alle Sexkäufer mit Lichtbild und
Fingerabdrücken erkennungsdienstlich behandelt, und ihnen wird eine DNA-Probe
entnommen. Auf diese Weise lassen sich auch andere Verbrechen aufklären, wie
zum Beispiel Vergewaltigungen.
Prostitution wandert in den "Untergrund"?
Der Begriff "Untergrund" ist nicht zutreffend. Die
Prostituierten müssen sichtbar sein, um Kunden gewinnen zu können. Niemand
verdient Geld mit einer Tätigkeit, die nicht sichtbar ist. Der Markt kann nicht
tief genug abtauchen, als dass die Polizei ihm nicht folgen könnte: Wenn die
Kunden die prostituierten Personen finden, dann gelingt das auch der Polizei.
Der Markt wird nicht verborgener, auch wenn sich die Schauplätze verlagern.
Es gibt nicht mehr "schlechte" Kunden
Die Kunden, die nach Einführung des Gesetzes zunächst
ausgeblieben sind, sind die "guten" Kunden gewesen - diejenigen, die
teure Autos fahren, die frisch geduscht sind und die gebildet und nicht
gewalttätig auftreten. Es sind Kunden, bei denen im Falle einer Festnahme eine
hohe soziale Fallhöhe gegeben ist. Jedoch kann man das nicht damit
gleichsetzen, dass es zu mehr "schlechten" Kunden und mehr Gewalt
gekommen ist.
Die Polizei kann nicht bestätigen, dass Frauen in der
Prostitution sich nach der Einführung des Gesetzes mehr zurücknehmen würden,
die Polizei wegen schwieriger Kunden zu kontaktieren. Die Kunden haben durch
das Gesetz am meisten zu verlieren.
Perspektive/Nachbesserungsbedarf
Die bessere finanzielle Ausstattung der Polizei kann zu noch besseren Ergebnissen führen.
Quelle: Vista Analyse AS: Evaluering av forbudet mot kjøp av seksuelle tjenester>
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