Rebecca Mott |
Man könnte meinen als eine ausgestiegene prostituierte Frau bzw. generell als Frau sollte ich Beschimpfungen gewohnt sein. Aber es gibt ein neu erschaffenes Wort, welches Gift verbreitet:
Hurenhass.
Es ist ein Wort ohne Bedeutung, aber es wird benutzt, um AbolitionistInnen zu beschämen und zu erniedrigen.
Es ist falsch, eine solche Sprache gegen all jene zu richten, die mutig für die Menschenrechte der prostituierten kämpfen – aber es in Bezug auf uns, die wir dem Sexhandel entronnen sind, zu benutzen, ist verletzend und zutiefst ignorant.
Ich kann es nicht verstehen, wie es möglich ist, irgendjemanden, dem_der es irgendwie gelungen ist, dem Sexhandel zu entkommen, zu unterstellen, sie_er würde sich vor anderen in dieser Welt fürchten oder sie hassen.
Es geht hierbei um keine Art von Phobie – nein, es geht ganz einfach darum, uns mit dieser Sprache zu beschämen und zum Schweigen zu bringen.
Wir sprechen die Wahrheit aus über eine Macht – und diese Macht möchte mehr als Schweigen, sie möchte, dass unsere Existenz ausgelöscht wird.
Hurenhass ist eng verknüpft mit einem anderen erfundenen Wort – Transphobie, die Angst oder der Hass von Transsexuellen.
Beide Worte werden nicht von der großen Mehrheit der Menschen benutzt, die von sich behaupten, die Communities zu repräsentieren – ich habe noch niemals irgendeine prostituierte Person die Parolen Hure oder Hurenhass ausrufen gehört, das Gleiche gilt für die Mehrheit der Trans-Community.
Nein, diese Worte des Hasses werden von einer elitären Minderheit, in der Regel weiße Männer, AkademikerInnen und Sexhandelsprofiteuren verwendet.
Das sind die Gruppen, die über die Macht verfügen, die sie unter keinen Umständen los oder teilen wollen.
Das sind die Gruppen, die es gewöhnt sind, die Kontrolle zu haben und sie halten diese Kontrolle aufrecht durch Gehirnwäsche, emotionale Erpressungen, tatsächliche oder angedrohte physische Gewalt, Misshandlungen, Beschämung, sexuelle Gewalt und Mord.
Es handelt sich um hochprivilegierte Gruppen, die keine oder nur wenig Ahnung von Unterdrückung haben.
Die Benutzung des Wortes Hurenhass, um ausgestiegene Frauen zum Schweigen zu bringen, kommt aus dieser Machtposition.
Es gibt keine Empathie für die Bedingungen, in denen die prostituierten leben müssen.
Man kümmert sich wenig oder garnicht um die geistige, sexuelle, physische Fürsorge der prostituierten, zur Hölle, auch wenn sie uns als hurenhassend bezeichnen, es kümmert sie nie, sie registrieren nicht einmal, dass die prostituierten ständig und überall [nur] weggeworfen werden.
Ironischerweise beschuldigen diejenigen uns, die Ausgestiegenen, Hurenhasserinnen zu sein, die prostituierten umzubringen oder durch unsere Unterstützung für das Nordische Modell den Tod zumindest in Kauf zu nehmen.
Das ist eine kranke Art, uns zum Schweigen zu bringen – denn die Sexhandelslobby ist es doch, die ein System unterstützt, welches die prostituierten Tag für Tag tötet.
Es ist die Sexhandelslobby, die Prostitution hinter verschlossene Türen drückt und damit die Ausmaße der Gewalt, die den prostituierten widerfährt, versteckt.
Es ist die Sexhandelslobby, die sich weigert, die täglichen Morde und das Verschwinden der prostituierten anzuerkennen – und jedem und allem Vorwürfe macht, nur nicht den Sexkäufern und Sexhandelsprofiteuren für ihre Gewalt.
Sie nennen uns MörderInnen – nur weil wir die Blicke darauf richten, wie es ist und war, prostituiert zu werden, wie der Tod uns jeden Moment bedroht(e) und wie Mord zu einem Nicht-Ereignis wird/wurde, weil es zu alltäglich ist.
Wir werden MörderInnen genannt, weil wir ihre Lügen durchschauen – und die Schande auf die Käufer und Sexhandelsprofiteure verlagern.
Wir sehen die Wahrheit, deshalb beschuldigen sie uns, MörderInnen zu sein.
Ich habe noch nie irgendjemanden getroffen, die dem Sexhandel entronnen ist und jene, die noch drin sind, hasst oder fürchtet.
Sie sind wir und wir sind sie – also wäre es Selbsthass und Selbstzerstörung, eine so genannte Hurenhasserin zu sein.
Wenn wir sprechen, dann sprechen wir für all jene, die noch in der Prostitution sind, wir sprechen mit Empathie, wir sprechen aus tiefster Liebe und Zuneigung, wir halten ihre Hände in Zeiten von Angst und Verwirrung.
Wir alle wissen, dass unsere Vergangenheit niemals vorüber ist, solange der Sexhandel existiert.
Wir wissen in unserem Herzen, dass die Vergewaltigungen/Folter/Morddrohungen aus unserer Vergangenheit Alltag für jene sind, die heute prostituiert werden.
Wir können unsere prostituierten Leute, die keinen Ausweg sehen, nicht hassen oder fürchten und wir müssen überleben, in dem wir unsere Emotionen und Gedanken über die Welt da draußen abblocken.
Denn das waren wir, wir erinnern uns nur allzu gut an die Leblosigkeit, die Weigerung, etwas anderes zu sein als ein Roboter.
Ihre Gegenwart war unsere Vergangenheit.
Wir können nicht vergessen, wir wollen nicht vergessen, solange wir wissen, dass deren Leid noch immer geschieht.
Also, wie könnt ihr es wagen, uns Hurenhasserinnen zu nennen – ihr ward niemals in unserer Lage.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen