In Schweden hat RFSU (Riksförbundet för sexuell upplysning) - eine Einrichtung die Pro Familia in Deutschland ähnelt - einen Bericht verfasst, der behauptet das
nordische Modell würde in Schweden nicht funktionieren. Die international Sexarbeitslobby beruft sich darauf. Wir dokumentieren die Übersetzung einer Stellungnahme des Prostitutierten-Netzwerkes PRIS.
Die Vorsitzende der RSFU, Kristina Ljungros, behauptete auf Nyheter 24,
dass das Sexkaufverbot nicht funktionieren würde. Sie bezieht sich auf
einen neuen viel beachteten Bericht von RSFU, obwohl der eben nicht
beweist was Ljungros in ihrem Artikel schreibt.
In ihrem Artikel findet sich folgendes Statement von Ljungros: "Wir
verlangen schon lange, dass die Perspektive derjenigen die Sex verkaufen
gehört wird, aber weil dies nicht passiert, haben wir die
Forscher_innen gebeten eine systematische und umfangreiche Betrachtung
zu entwickeln."
Wie sind Christina Ljungros und ihre Kolleg_innen bei RFSU vorgegangen
als sie forderten, dass Menschen, die Sex verkaufen ihre Sicht
darstellen können? Welche Bemühungen haben sie unternommen um mit
Menschen in Kontakt zu treten, die in der Prostitution aktiv sind oder
einen Prostitutionshintergrund haben?
Wir, das Netzwerk PRIS, finden es merkwürdig, dass RSFU niemals mit uns Kontakt aufgenommen hat.
PRIS
- prostitutes revenge in society - gibt es seit 2007. Wir sind die
einzige Organisation in Schweden, in der ausschließlich Menschen mit
Prostitutionserfahrung Mitglied sein dürfen. Wir sind da um uns
gegenseitig zu unterstützen und die Gesellschaft über die negativen
Auswirkungen von Prostitution aufzuklären. Wir sind derzeit 35 Frauen
aus ganze Schweden. Zusammen haben wir große Kenntnis über die
Sexindustrie. Bei uns gibt es Frauen, die in den 60er Jahren Sex
verkauft haben, Mitglieder, die durch Menschenhandelsnetzwerke nach
Schweden gekommen sind, Mitglieder, die in Stripclubs gearbeitet haben,
sowohl legal als auch illegal, in verschiedenen Orten Schwedens,
Mitglieder die als gut bezahlte Callgirls tätig waren, und solche die
Telefonsex gemacht haben.
Warum hat RFSU sich entschieden nicht Kontakt mit uns aufzunehmen? Es
gibt uns seit acht Jahren. Wie kann Kristina Ljungros über die
Erfahrungen von "Sexarbeiterinnen" mit dem Gesetz schreiben, ohne ein
Interesse daran gezeigt zu haben unsere Meinung zu hören?
Außerdem kritisiert sie das Sexkaufverbot ohne einen Gedanken darüber zu
verlieren welche Situation wir hätten wenn das Gesetz nicht existieren
würde. Sie hat außerdem keinerlei Vorschläge wie man die Situation von
Menschen in der Prostitution verbessern könnte. Für eine "allumfassende
Umfrage" die ihre Forscherinnen entwickelt haben wollen, bringen sie
nichts wirklich neues hervor, sondern kreisen sich auffallend um die
alten Argumente die zum Diskurs der Theorist_innen und Aktivist_innen
gehören, die sich für eine Legalisierung der Prostitution einsetzen.
Heute haben wir es mit einem Diskurs zu tun, der dahin tendiert
Prostitution als "Sexarbeit" zu trivialisieren, und die negativen
Konsequenzen für die Menschen in der Prostitution zu verstecken. Dieser
Diskurs wird von den Medien enthusiastisch aufgegriffen, mit dem Preis,
dass das Leid und das Recht gehört zu werden all jener die an den
verschiedensten Formen Traumabezogener Belastungsstörungen leiden,
geleugnet und negiert wird.
Kristina Ljungros argumentiert, dass diejenigen, die das Sexkaufverbot
evaluieren Betroffenen nicht zuhören. Das ist nicht wahr. Sehr viele
Studien haben die Konsequenzen des Leids in der Prostitution
thematisiert, aber diejenigen die sich für die Legalisierung einsetzen
scheinen nur denjenigen Raum geben zu wollen, denen es in der
Prostitution gut geht.
Ein anderes Argument von RSFU ist, dass wir mehr soziale
Unterstützungsangebote brauchen. Dem können wir nur zustimmen, aber
wieso erwähnt RFSU nicht die sozialen Angeboten die es bereits gibt und
die so vielen von uns das Leben gerettet haben? Mikamottagningarna in
Stockholm, Göteborg und Malmö sind spezialisiert auf Menschen mit
Prostitutionserfahrung. Diese Angebote mit mehr Ressourcen auszustatten
ist unserer Meinung nach wichtiger, als immer wieder das Sexkaufverbot
in Frage zu stellen.
Julia, Linda und Lina, Nätverket PRIS
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