Mittwoch, 25. Februar 2015

Nutzt das Gesetz, anstatt es in Frage zu stellen, RFSU!

In Schweden hat RFSU (Riksförbundet för sexuell upplysning) - eine Einrichtung die Pro Familia in Deutschland ähnelt - einen Bericht verfasst, der behauptet das nordische Modell würde in Schweden nicht funktionieren. Die international Sexarbeitslobby beruft sich darauf. Wir dokumentieren die Übersetzung einer Stellungnahme des Prostitutierten-Netzwerkes PRIS

Die Vorsitzende der RSFU, Kristina Ljungros, behauptete auf Nyheter 24, dass das Sexkaufverbot nicht funktionieren würde. Sie bezieht sich auf einen neuen viel beachteten Bericht von RSFU, obwohl der eben nicht beweist was Ljungros in ihrem Artikel schreibt.

In ihrem Artikel findet sich folgendes Statement von Ljungros: "Wir verlangen schon lange, dass die Perspektive derjenigen die Sex verkaufen gehört wird, aber weil dies nicht passiert, haben wir die Forscher_innen gebeten eine systematische und umfangreiche Betrachtung zu entwickeln."
Wie sind Christina Ljungros und ihre Kolleg_innen bei RFSU vorgegangen als sie forderten, dass Menschen, die Sex verkaufen ihre Sicht darstellen können? Welche Bemühungen haben sie unternommen um mit Menschen in Kontakt zu treten, die in der Prostitution aktiv sind oder einen Prostitutionshintergrund haben?

Wir, das Netzwerk PRIS, finden es merkwürdig, dass RSFU niemals mit uns Kontakt aufgenommen hat.

PRIS - prostitutes revenge in society - gibt es seit 2007. Wir sind die einzige Organisation in Schweden, in der ausschließlich Menschen mit Prostitutionserfahrung Mitglied sein dürfen. Wir sind da um uns gegenseitig zu unterstützen und die Gesellschaft über die negativen Auswirkungen von Prostitution aufzuklären. Wir sind derzeit 35 Frauen aus ganze Schweden. Zusammen haben wir große Kenntnis über die Sexindustrie. Bei uns gibt es Frauen, die in den 60er Jahren Sex verkauft haben, Mitglieder, die durch Menschenhandelsnetzwerke nach Schweden gekommen sind, Mitglieder, die in Stripclubs gearbeitet haben, sowohl legal als auch illegal, in verschiedenen Orten Schwedens, Mitglieder die als gut bezahlte Callgirls tätig waren, und solche die Telefonsex gemacht haben.

Warum hat RFSU sich entschieden nicht Kontakt mit uns aufzunehmen? Es gibt uns seit acht Jahren. Wie kann Kristina Ljungros über die Erfahrungen von "Sexarbeiterinnen" mit dem Gesetz schreiben, ohne ein Interesse daran gezeigt zu haben unsere Meinung zu hören?

Außerdem kritisiert sie das Sexkaufverbot ohne einen Gedanken darüber zu verlieren welche Situation wir hätten wenn das Gesetz nicht existieren würde. Sie hat außerdem keinerlei Vorschläge wie man die Situation von Menschen in der Prostitution verbessern könnte. Für eine "allumfassende Umfrage" die ihre Forscherinnen entwickelt haben wollen, bringen sie nichts wirklich neues hervor, sondern kreisen sich auffallend um die alten Argumente die zum Diskurs der Theorist_innen und Aktivist_innen gehören, die sich für eine Legalisierung der Prostitution einsetzen.

Heute haben wir es mit einem Diskurs zu tun, der dahin tendiert Prostitution als "Sexarbeit" zu trivialisieren, und die negativen Konsequenzen für die Menschen in der Prostitution zu verstecken. Dieser Diskurs wird von den Medien enthusiastisch aufgegriffen, mit dem Preis, dass das Leid und das Recht gehört zu werden all jener die an den verschiedensten Formen Traumabezogener Belastungsstörungen leiden, geleugnet und negiert wird.

Kristina Ljungros argumentiert, dass diejenigen, die das Sexkaufverbot evaluieren Betroffenen nicht zuhören. Das ist nicht wahr. Sehr viele Studien haben die Konsequenzen des Leids in der Prostitution thematisiert, aber diejenigen die sich für die Legalisierung einsetzen scheinen nur denjenigen Raum geben zu wollen, denen es in der Prostitution gut geht.

Ein anderes Argument von RSFU ist, dass wir mehr soziale Unterstützungsangebote brauchen. Dem können wir nur zustimmen, aber wieso erwähnt RFSU nicht die sozialen Angeboten die es bereits gibt und die so vielen von uns das Leben gerettet haben? Mikamottagningarna in Stockholm, Göteborg und Malmö sind spezialisiert auf Menschen mit Prostitutionserfahrung. Diese Angebote mit mehr Ressourcen auszustatten ist unserer Meinung nach wichtiger, als immer wieder das Sexkaufverbot in Frage zu stellen.

Julia, Linda und Lina, Nätverket PRIS

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