Erzählt wird die Geschichte von Robert Beckmann, einem ehrenamtlichen Aktivisten der AIDS-Hilfe, der u.a. das Positiven-Café betreut und Präventionsarbeit macht.
Robert fährt zweimal jährlich nach Thailand um dort Urlaub zu machen und dort Sex zu kaufen., weil bezahlter Sex billiger sei als Beziehungen. Prostitution ist für ihn offensichtlich attraktiver (oder bequemer) als One-Night-Stands, die auf gegenseitigem Begehren beruhen.
In dem ganzen Artikel ist die Lebenssituation der Prostituierten in Thailand nur ein Randthema. Weder die Tatsache, dass Thailand ein beliebtes Reiseziel für Pädokriminelle ist, noch, dass existentielle Armut fast immer der Grund ist sich zu prostituieren - für Frauen und Männer (bzw. Mädchen und Jungs) gleichermaßen.
In Thailand gibt es eine alarmierende Zahl von mehr als 800.000 Kinderprostituierten (darunter etwa 200.000 klassische zwangsprostituierte plus diejenigen, die aus wirtschaftlichen Gründen gezwungen werden). Der Fotograf Ohm Phanphiroj hat eine schockierende Foto- und Filmdokumentation unter dem Titel Underage mit Betroffenen Jungen erstellt, deren Betrachtung zutiefst erschüttert:
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Natürlich kann dem hier Interviewten nicht Pädokriminalität unterstellt werden, jedoch muss ihm doch bewusst sein, dass eine große Anzahl sich nicht aus Vergnügen, sondern aus ökonomischer Not prostituiert, und dass sehr viele von ihnen bereits als Kinder in die Prostitution einsteigen. Auch wenn er sagt die von ihm gebuchten Männer seien zwischen 25 und 40, sagt das nichts darüber aus wie alt sie waren als sie ihre Tätigkeit begannen.
Die weite Verbreitung von Prositution in Thailand ist mitnichten auf einen "ungezwungenen Umgang" mit Sex ("naturgeile Thailänder_innen") zurückzuführen, sondern eine direkte Folge des Vietnam-Kriegs und der durch die Amerikaner eingerichteten "Rest & Recreation Center". Mit verheerenden Folgen: Thailand ist heute Sextourismus-Ziel Nummer 1.
Die Ansichten der "Moneyboys" über ihre westlichen Kunden sind nach einer (nicht repräsentativen) Befragung, die im Patayablatt veröffentlicht wurde, nicht gerade positiv: Sie werden als kulturlos, sexgierig, alkoholsüchtig charakterisiert.
Schockierend sind auch Beckmanns Äußerungen zu safer sex. So heißt es im Text: "Pariser mag er zwar nicht, aber der Respekt gebietet es, sich entsprechenden Wünschen nicht zu verweigern." - von einem Mitarbeiter der AIDS-Hilfe der AIDS-Prävention betreibt wäre eine verantwortungsvollere Haltung zu erwarten, nämlich, dass es selbstverständlich ist außerhalb von festen Beziehungen auf Verhütung zurückzugreifen, insbesondere da HIV in Thailand weit verbreitet ist und eine der größten Gesundheitsrisiken darstellt.
Interessanterweise berichtet das Patayablatt im oben benannten Artikel in Bezug auf AIDS: "Die staatliche AIDS-Aufklärung funktioniert, die Bedeutung von Safer Sex ist bestens (100 Prozent!) bekannt. 98 Prozent der Thais gaben an, dass ihre Angst vor der Krankheit sehr groß ist. Dagegen scheinen viele Freier Nachholbedarf zu haben oder im Urlaubsrausch leichtsinnig zu werden: Fast Dreiviertel der Prostituierten berichten, dass immer wieder ungeschützt riskante Sexpraktiken (zumeist Oralverkehr) von ihnen gefordert werden. „Was bleibt mir denn anderes übrig, ich muss es tun!", lautet die traurige Antwort..."
Ganz rührig wird es wenn Beckmann erzählt: "Wenn jemand nett und sexuell vielleicht besonders talentiert sei, gebe es noch was extra drauf oder eine Einladung zum Essen, ein T-Shirt oder auch mal ein Fläschchen Poppers. „Meine Sache ist das mit dem Poppers ja nicht. Mir reicht hin und wieder eine Potenzpille und der Mann als Droge. Aber vor Ort ist das Zeug teuer, und man kann den Männern damit eine Freude machen.“"
Dazu ist zu sagen: Männer, die nach Thailand reisen um billig Sex zu kaufen sind keine wohlmeinenden "Entwicklungshelfer", sondern Menschen, die die Not der Betroffenen ausnutzen und sie sexuell ausbeuten. Es ist traurig zu sehen, dass die AIDS-Hilfe mit einem solch boulevardesken und unkritischen Beitrag das Unrecht verharmlost, welches in Thailand durch Sextouristen geschieht.
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