Freitag, 9. Mai 2014

Die "Sicherheit" in der Legalität - die Niederlande

Flickr - NewsPhoto! - Een goede buur .....
von Jos van Zetten from Amsterdam,
the Netherlands (Een goede buur .....)
[CC-BY-2.0], via Wikimedia Commons
Einer der beliebtesten - und erfolgreichsten - Mythen zur Prostitution besagt, dass erst die volle Legalisierung aller Aspekte der Prostitution diese sicher macht. Gemeint ist damit vor allem die Legalisierung von Zuhälterei, die nun unter Begriffen wie "Agent", "Manager", "Leibwächter" oder "Vermietung" etc. auftaucht. Ebenso legal sind in diesem System in Deutschland Bordelle aller Art sowie die Vermittlung von Frauen und anderen in Bordelle, solange diese Frauen über 21 sind und solange keine Ausbeutung statt findet. Ausbeutung findet dann statt - darauf haben sich Gerichte in den letzten 10 Jahren seit Einführung des Gesetzes verständigt - wenn der Frau in der Prostitution mehr als 50% ihrer Einnahmen abgenommen werden. Nachdem sie das Zimmer bezahlt hat. Sie ist ja völlig freiwillig in dem Bordell und hat daher ja den Bedingungen des Bordells zugestimmt, und wenn ihr jemand geholfen hat, das Bordell zu finden, dann ist das nur eine Dienstleistung im Rahmen des Gesetzes, für die sie ja zahlen kann, da sie jetzt das Recht hat, sich so einen "Dienstleister" zu suchen. Auch wenn er ihr jeden Tag hilft, das Bordell oder den Platz an der Straße zu finden...
Soweit die wunderbaren Arbeitsbedingungen der legalen Prostitution.

Neben Deutschland nehmen die Niederlande eine Spitzenposition in Dingen legalisierter Prostitution ein. Und dort gab es einige Untersuchungen, die inzwischen dort zum Umdenken führen.

Das Material stammt von der European Women's Lobby, die sich mit dem Brussel's Call für ein Europa frei von Prostitution und für das Nordische Modell einsetzt.

Am 1. Oktober 2000 hoben die Niederlande das Bordellverbot aus dem Jahr 1911 auf. Seitdem wurden verschiedene Studien zu diesem Thema durchgeführt, unter anderem vom Forschungs- und Dokumentationszentrum des Justizministeriums (WODC) und der nationalen Polizei (KLPD).[1]

1. Die Situation der Menschen in der Prostitution hat sich verschlimmert.


Die Studie ‘Daalder’[2], durchgeführt vom Justizministerium, zeigt:
“Es gab keine signifikante Verbesserung der Situation der Menschen in der Prostitution”.
“Das emotionale Wohlbefinden der Prostituierten ist heute geringer als 2001 und das in allen befragten Aspekten”.
“Die Verwendung von Beruhigungsmitteln hat zugenommen”.
Es gibt viele, die um Hilfe beim Ausstieg aus dem Gewerbe nachsuchen, jedoch verfügen nur 6% der Städte und Gemeinden über Strukturen diese zu beantworten.


2. 50% bis 90% der Frauen in der zugelassenen Prostitution „arbeiten unfreiwillig”.


Diese Zahlen wurden 2008 durch eine Studie des Segments der legalisierten Prostitution namens “Keeping up appearances”[3] durch die nationale Polizei veröffentlicht. Diese zeigt eine sehr besorgniserregende Einschätzung der Gesetzeslage zur Zuhälterei. Die unmittelbare Ursache dieser Studie war der Sneep-case, in dem zwei deutsch-türkische Zuhälter, zusammen mit 30 Komplizen, für Ausbeutung an und Gewalt gegen mehr als 100 Frauen in den Niederlanden, Deutschland und Belgien, verurteilt wurden. Auffallend hier war, dass all diese Frauen, die mit Einwirkung extremer Gewalt ausgebeutet wurden, legal in lizenzierten und steuerzahlenden Bordellen tätig waren.

3. Die Organisierte Kriminalität behielt die Kontrolle über den legalen Teil der Sexindustrie.

 

Lodewijk Asscher, ein stellvertretender Bürgermeister Amsterdams und neue Figur der Arbeiterpartei der Niederlande, sagte, dass die Legalisierung ein “nationaler Fehler”[4] gewesen sei und dass die Regierung „unfassbar naiv“ gewesen sei. Ein gemeinsamer Bericht der Stadt Amsterdam und des Justizministeriums[5] zeigt in der Tat, dass ein großer Teil des legalen Bereichs der Sexindustrie Ausbeutung und Menschenhandel aufrechterhält. Die Hälfte der Bordelle und Coffee-Shops, die einer amtlichen Erlaubnis bedürfen, haben einen oder mehrere vorbestrafte Manager.

4. Legalisierung der Sexindustrie konnte die Erweiterung einer „versteckten“ oder „illegalen“ Prostitution nicht verhindern.


2010 hat das RIEC Noord-Holland, eine Regierungsbehörde für die Verbrechensprävention, eine Studie vorgestellt[6], derzufolge lediglich 17% der Werbung für Prostitution in Zeitungen und im Internet aus amtlich zugelassenen Bordellen stammen.



[1] Quelle: ‘On legalised prostitution in the Netherlands’, Karin Werkman, 2012.
[2] Daalder, A. L. (2007). Prostitution in The Netherlands since the lifting of the brothel ban [English version]. The Hagü: WODC / Boom Juridische Uitgevers.
[3] KLPD (Korps Landelijke Politiediensten) – Dienst Nationale Recherche (juli 2008). Schone schijn, de signalering van mensenhandel in de vergunde prostitutiesector. Driebergen.
[4] http://www.lemonde.fr/m/article/2011/12/23/pays-bas-flop-de-la-legalisation-de-la-prostitution_1621755_1575563.html.
[5] Gemeente Amsterdam, Ministerie van Veiligheid en Justitie; Projectgröp Emergo (2011). Emergo – De gezamenlijke aanpak van de zware (georganiseerde) misdaad in het hart van Amsterdam. Achtergronden, ontwikkelingen, perspectieven. Amsterdam: Boom Juridische Uitgevers.
[6] RIEC Noord Holland (19 Oktober 2010). Methodiek ‘Inzicht in prostitutiebranche’.

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