Anlässlich des Weltkongresses gegen die sexuelle Ausbeutung von Frauen und Mädchen - Motto: "Neither sex nor work" veröffentlichten CAP (Coalition Abolition Prostitution) und Solwodi die Mainzer Erklärung, einen offenen Brief mit Forderungen an die deutsche Kanzlerin, unsere Regierung und den Bundestag. Der Kongress wurde von CAP, Solwodi und Verein Armut und Gesundheit in Deutschland e.V. ausgerichtet. Über Facebook ist ein LiveStream des Kongresses verfügbar. Die Erklärung gibt es inzwischen im englischen Original und in der französischen Übersetzung bei Mouvement du Nid, hier ist sie auf Deutsch.
Initiativen, Vereine oder Organisationen, die sich ihr anschließen wollen, können eine kurze Mail dazu an CAP (contact@cap-international.org) oder Solwodi (weltkongress2019@solwodi.de) schreiben.
Mainzer
Erklärung
Donnerstag,
4. April 2019
Offener
Brief an die deutsche Kanzlerin, die deutsche Regierung und den
deutschen Bundestag.
Verbieten
sie Sexkauf und Bordellbetrieb!
Bieten
Sie den Opfern der Prostitution echte Alternativen und
Ausstiegsmöglichkeiten!
Beenden
Sie umgehend die staatlich geförderte sexuelle Ausbeutung von
Frauen, die die Menschenwürde und Deutschlands Verpflichtungen unter
internationalen Menschenrechtsgesetzen verletzt!
Wir,
deutsche und internationale Überlebende der Prostitution und des
Menschenhandels zum Zweck der sexuellen Ausbeutung,
Nichtregierungsorganisationen, die unmittelbar und direkt die Opfer
dieser Verbrechen unterstützen, Aktvistinnen und Aktivisten für
Menschen- und Frauenrechte, Organisationen und Bewegungen, die alle
Formen sexueller und sexistischer Gewalt bekämpfen, sind durch die
deutsche Gesetzgebung und öffentlichen Ansätze zur Prostitution
schockiert, verletzt und zutiefst erschreckt. Seit 2002 hat
Deutschland ein System massiver sexueller Ausbeutung und
Menschenrechtsverletzungen an den ärmsten und gefährdetsten Frauen
organisiert und geschützt.
Anlässlich
des 3. Weltkongresses gegen die sexuelle Ausbeutung an Frauen und
Mädchen in Mainz versammelt, rufen wir die deutsche Kanzlerin, die
Regierung und den Bundestag feierlich dazu auf, der staatlich
geförderten sexuellen Ausbeutung der gefährdetsten Frauen sofort
ein Ende zu bereiten.
Um
dies zu erreichen, fordern wir die deutsche Regierung dazu auf:
- ihren internationalen Verpflichtungen durch die Bestrafung der Ausbeutung der Prostitution einschließlich des Bordellbetriebs und jeglichen Profits aus der Prostitution anderer nachzukommen;
- anzuerkennen, dass die Bezahlung sexuellen Zugangs zum Körper einer anderen Person wegen deren finanzieller Nöte und nicht deren körperlichen Begehrens eine Form sexueller und sexistischer Gewalt darstellt und den Kauf von Sex zu verbieten;
- sicherzustellen, dass prostituierten Individuen weder Strafen noch besondere Kontrollen oder Registrierungen auferlegt werden, da diese für ihre eigene Ausbeutung weder Strafen noch Kontrollen unterworfen sein sollen;
- auf Bundesebene Richtlinien zum Ausstieg aus der Prostitution mit ausgestatteten Programmen einzuführen, die den Opfern der Prostitution und des Menschenhandels Schutz, Begleitung, sowie soziale und finanzielle Unterstützung bieten. Diese Programme müssen Sozialwohnungen, Aufenthaltsgenehmigungen für ausländische Opfer, medizinische und psychologische Gesundheitsversorgung, Bildung und Zugang zu Berufsmöglichkeiten enthalten;
- die Verantwortung des deutschen Staates für die sexuelle Ausbeutung mehrerer hunderttausender Frauen anzuerkennen und den Opfern der Prostitution und des Menschenhandels, deren Ausbeutung in den deutschen, staatlich zugelassenen Bordellen durch die Gesetzgebung zur Prostitution in der Jahre 2002 und 2017 erlaubt und gefördert wurde.
Wir
fordern die Kanzlerin Angela Merkel und die Vorsitzenden aller
Parteien auf, eine Delegation der Unterzeichnenden vor Ende Mai 2019
zu empfangen. Die deutsche Regierung muss die Ausbeutung der
Prostitution anderer und den Sexkauf unter Strafe stellen, die Bordelle
schließen und den Opfern der Prostitution und des Menschenhandels in
Deutschland effektiven Schutz, soziale Unterstützung und
wirtschaftliche Alternativen bieten. Wir sind entschlossen, dies zu
erreichen und dabei auch nationale und internationale
Gerichtsverfahren anzustrengen, um sicherzustellen, dass Deutschland
damit beginnt, seinen internationalen Menschenrechtsverpflichtungen
vor Ende 2019 nachzukommen.
Liste
der Unterzeichnenden (Vgl. Mouvement du Nid):
Überlebende: Marie Merklinger, Sandra Norak, Rosen Hicher, Amelia Tiganus, Mickey Meji, Cherie Jimenez, Rachel Moran, Marie Drouin, Simone Watson, Fiona Broadfoot, Grizelda Grootboom, Alexine Solis, Jeanette Westbrook ; Autumn Burris Viktoria Kirikova, Valerie Pelletier, Lorraine Roy, Marie Michaud, Marie-Anne Morin, Martina Esther
Initiativen und Vereine: SOLWODI CAP International Armut und Gesundheit in Deutschland e.V. 1000 Opportunities (Sweden) Awaken (USA) Bagong Kamalayan Breaking Free (USA) Build A Girl Project (UK) Bulgarian Women’s Lobby CATW-Asia Pacific. CATWLAC Center Against Human Trafficking and Exploitation Lithuania Centre for Women War Victims – ROSA, Zagreb, CroatiaCLEF - Coordination Française pour le Lobby Européen des Femmes Coalition Against Trafficking in Women (CATW) Coalition Against Trafficking in Women (USA) Comisión para la investigación de malos tratos a mujeres (Spain) Conseil National des Femmes du Luxembourg, asbl Culture Reframed (USA) Democracy Development Center (Ukraine) Donna M HughesEquality Now European Network of Migrant Women European Women’s Lobby EWL Coordination Belgium:Vrouwenraad Conseil des Femmes Femmes pour le dire, Femmes pour agir MARTA Centre Burkhard Haneke Vancouver Rape Relief ALARM Gegen Sexkauf & Menschenhandel e V Hungarian Women’s Lobby Immigrant Council of Ireland Ingeborg KrausIniciativa Pro Equidad (Columbia) Initiative Stopp Sexkauf (Austria) INSGENAR - Institute of Gender, Law and Development IROKO (Italy) Isala asbl (Belgium) Italian Coordination of the European Women’s Lobby KAFA Organization (Lebanon) KARO e.V. Kofra e.V. - Kommunikationszentrum für Frauen zur Arbeits- und Lebenssituation Lawig Bubai Le Monde selon les femmes asbl (Beligium) Living in Freedom Together-LIFT (UK) Lobby Europeo de Mujeres en España Marburger Bürgerinitiative bi-gegen-bordell Initiative Mouvement du Nid (France) National Center on Sexual Exploitation (USA) NAWO New York State Anti-Trafficking Coalition NGO Democracy Development Center (Ukraine) NGO National Council of Women (Ukraine) Observatoire des violences faites aux femmes Olena Zaitseva Plataforma Portuguesa para os Direitos das Mulheres Prostitution Research & Education (San Francisco) Realstars (Sweden) Resistenza Femminista (Italy) Réussir l’égalité Femmes-Hommes Rights4Girls (USA)Ruhama (Ireland) Samaritana Transformation Ministries Sanctuary for Families Sexual Exploitation Research Project (SERP) Ireland SISTERS - für den Ausstieg aus der Prostitution ! e.V. SPACE International Stigamot (Island) Survivor Exit Foundation (South Africa) Survivors for Solutions Swedish Women’s Lobby Talikala TERRE DES FEMMES - Menschenrechte für die Frau e.V. The EVA Center (Boston) The Lobby Europeo de Mujeres en España Unizon (Sweden)Verein Feministischer Diskurs (Austria) women@thewell (UK) Women’s Association “IZVOR” (Croatia) Women’s Front (Norway) Women’s Support Project (Scotland) Women’s Front (Sweden) World Without Exploitation (USA)
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