Sonntag, 24. August 2014

Manifest der Prostitutions- und Menschenhandelsüberlebenden

"Wer repräsentiert Frauen in der Prostitution", Pressekonferenz – Europäisches Parlament. 17. Oktober 2005


Wir, die Überlebenden von Prostitution und Menschenhandel, die heute zu dieser Konferenz zusammengekommen sind, erklären, dass Prostitution Gewalt gegen Frauen ist.

Frauen in der Prostitution wachen nicht eines Tages auf und „entscheiden sich“ Prostituierte zu sein. Es wird für uns entschieden durch Armut, erlebte sexuelle Gewalt in der Vergangenheit, durch Zuhälter, die unsere Gefährdungen ausnutzen, und durch die Männer, die uns für den Sex der Prostitution kaufen.

Prostitution ist sexuelle Ausbeutung, eine der schlimmsten Formen der Ungleichheit der Frau, und eine Verletzung der Menschenrechte.

Viele Frauen in der Prostitution wurden in der Prostitution schwer geschädigt, einige sind gestorben, und einige wurden von ihren Zuhältern oder Kunden ermordet.

Physische Gewalt, Vergewaltigung und Demütigung werden uns oft von Kunden, Zuhältern, Anwerbern, der Polizei oder anderen, die durch Prostitution einen Gewinn erzielen, zugefügt. Die Bevölkerung verurteilt uns entweder als „Huren“ oder denkt, wir verdienen eine Menge Geld.

Der Zustand von Frauen in der Prostitution wird verschlechtert durch Gesetze und Politiken, die uns als Kriminelle und als Abschaum der Gesellschaft behandeln, während Kunden, Zuhälter_Innen, Manager_Innen und Bordellbetreiber_Innen nicht zur Rechenschaft gezogen werden. Unser Zustand wird ebenfalls verschlechtert durch die Vergabe von Lizenzen an Prostitutionsbetriebe und legalen Schutz für Zuhälter, Kunden und die Sexindustrie.

Die meisten Frauen werden in einem sehr frühen Alter in die Prostitution gezogen. Das weltweite Durchschnittseinstiegsalter liegt bei 13 Jahren.

Opfer von Prostitution und Menschenhandel haben kaum Möglichkeiten für einen Ausstieg. Programme, die Frauen in der Prostitution eine Alternative bieten, sind sehr rar.

Frauen in der Prostitution träumen von einem Leben frei von Unterdrückung, einem Leben, das sicher ist und einem Leben, in dem wir als Bürgerinnen partizipieren können, und in dem wir unsere Rechte als menschliche Wesen, nicht als „Sexarbeiterinnen“, ausüben können,

Wir, Überlebende aus Belgien, Dänemark, Korea, Großbritannien und den Vereinigten Staaten von Amerika, erklären:

  1. Prostitution muss beseitigt werden. Daher sollte sie nicht legalisiert oder gefördert werden.
  2. Gehandelte und prostituierte Frauen brauchen Unterstützungsangebote, die ihnen dabei helfen sich eine Zukunft außerhalb der Prostitution aufzubauen, dazu gehören rechtliche und finanzielle Amnestie, finanzielle Unterstützung, Praktika, Arbeit, Unterkunft, Gesundheitsversorgung, rechtliche Vertretung, Bleiberechte und kulturelle Mediator_Innen und Sprachschulung für Opfer des internationalen Menschenhandels.
  3. Frauen in der Prostitution brauchen Regierungen, die Menschenhändler_Innen, Zuhälter_Innen und Männer, die Frauen in der Prostitution kaufen, bestrafen und die Sicherheit und Schutz vor denen bieten, die ihnen schaden wollen.
  4. Hört endlich auf, Frauen festzunehmen und nehmt die Täter des Menschenhandels und der Prostitution fest.
  5. Stoppt die Polizeischikanen gegen die Frauen in der Prostitution und die Abschiebung gehandelter Frauen.
  6. Prostitution ist nicht „Sexarbeit“ und Menschenhandel ist nicht „Migration für Sexarbeit“. Regierungen sollten aufhören, die Sexindustrie zu legalisieren und zu entkriminalisieren und den Zuhältern und Käufern die Erlaubnis zur Ausnutzung der Frauen in der Prostitution zu geben.
Als Überlebende von Prostitution und Menschenhandel werden wir unsere vereinten Kräfte weiterhin stärker bündeln und unseren Zusammenschluss ausbauen, jede Frau beim Ausstieg aus der Prostitution unterstützen, und mit unseren Verbündeten zusammenarbeiten, um die Menschenrechte der Opfer von Menschenhandel und Prostitution voranzubringen.



Quelle: Coalition Against Trafficking in Women

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