Dienstag, 17. Oktober 2017

Warum Kaya Jones Enthüllung mir das Herz gebrochen hat



By Sgt. Ben Hutto (Army.mil) [Public domain], via Wikimedia Commons
Übersetzung eines Textes der australischen Prostitutionsüberlebenden Simone Watson, mit freundlicher Genehmigung der Autorin.

Vielleicht habt ihr schon in den Nachrichten gelesen oder gehört, dass die frühere Pussycat Doll-Sängerin Kaya Jones davon spricht, nicht Mitglied einer „Girlband“ gewesen zu sein, sondern einem Prostitutionsring angehört zu haben. Ich habe einige grundsätzliche Gedanken dazu. Fügt eure gerne dazu. 

Ariel Levy hat in ihrem Buch „Female Chauvinist Pigs“ über die Verbreitung einer obszönen Kultur geschrieben.

Germaine Greer hat in ihrem Buch „The Whole Woman“ die Ansichten über Grrrl Power kritisiert.

Und bei Kajsa Ekis Ekman geht es in „Ware Frau“ darum, wie Frauen und Mädchen, das Bild der „Hure“ als ein Modestatement aufgreifen (ohne jemals selbst prostituiert gewesen zu sein). Die Aneignung der „Uniform“ der „Hure“, ohne die Erfahrung gemacht zu haben, wie es ist, eine „Hure“ zu sein; ohne anzuerkennen, dass es die Zuhälter sind, die prostituierte Frauen so anziehen, und ohne zu verstehen, dass ihre Bekleidung zur „Feier der Schlampe“ eine grausame Parodie unserer sexuellen Sklaverei und Erniedrigung ist. 

Diese stichhaltigen Kritiken haben bei mir Erinnerungen daran geweckt, wie ich als Jugendliche ein „Anarchist“ T-Shirt getragen habe, ohne auch nur den Hauch einer Ahnung zu haben, was Anarchismus überhaupt ist. Ich dachte mir einfach nur es sei Punk, und damit cool. Ein aktuelleres Beispiel wären die Leute, die mit ihren 400$ teuren, zerschlissenen Jeans, die so designed wurden, dass sie aussehen als wären sie dreckig, die „hobo“-Mode replizieren. Und damit die Wohnungslosen verhöhnen, egal ob ihnen das bewusst ist, oder nicht.

Während den Frauen und Mädchen Merchandise verkauft wird, um unser Bild von „frei und sexuell befreit“ zu perfomen, werden die prostituierten Frauen ignoriert und mit ihrer Realität allein gelassen.
Frauen und Mädchen werden in verschiedene Lager aufgeteilt, in eines, welches die „Schlampenpower“-Ideologie zelebriert, von der wir in der Sexindustrie sagen, dass dieser überhaupt keine Macht inne wohnt (und womit wir auf taube Ohren stoßen).

Als ich zum ersten Mal das Lied „Dont`Cha“ von den Pussycat Dolls gehört und gesehen habe, habe ich meinen Kopf darüber geschüttelt wie unglaublich un-schwesterlich es war. Ihr seid so gemein, hab ich gedacht. Ja, vielleicht hat mein Freund sich gewünscht, dass ich so aussehe wie ihr, und? Warum wollt ihr das? Warum wollt ihr, dass er euch will? Warum wollen wir, dass sie uns überhaupt „so“ wollen?

Ich habe Frauen in Designer-Klamotten gesehen (nicht nur die Pussycat Dolls, auch viele andere), die mich und meine Schwestern verhöhnt haben. Die unsere tägliche Lage, des immer und immer wieder gekauft und verkauft werden, glamorisiert haben – die „Hure“ spielend, ohne es jemals selbst ertragen zu müssen.

Das Body-Shaming anderer Frauen und die Kuppelei zugunsten der Männer wurde als suuuper Pop-Feminismus verkauft. Frauen wurden mal wieder voneinander gespalten. Aber während mir bewusst war, dass Frauen immer und immer wieder auf diese Art und Weise vermarktet werden und das kapitalistische Patriarchat die ganze Zeit gewinnt, hätte ich niemals geglaubt, dass diese Pussycat Dolls, diese Frauen, tatsächlich, und nicht nur auf eine bildlich objektifizierte Weise, sondern wirklich, prostituiert wurden.

Ich weiß gar nicht, warum ich überhaupt über diese Enthüllung einen leichten Schock empfunden habe, und warum es mit das Herz gebrochen hat, davon zu erfahren.

Die Vorstellung von der „Hure“ ist, dass sie eine spezielle Sexyness besitzt, die eine Ehefrau oder Freundin nicht hat, so dass sie die Männer von ihren Partnerinnen wegködert, und dass dies Macht bedeutet. Das Lied „Don`t Cha“ wiederholt dies mantrahaft. Natürlich ist das Gegenteil der Fall, Männer sind es, die das Ködern, das Kuppeln und das Kaufen erledigen.

Kaya, ich erinnere mich, dass ich gedacht habe, dass du wenigstens wählen kannst; Du kannst unsere „Huren“-Klamotten zu Modezwecken replizieren, ohne gezwungen zu sein, eine zu sein, wie ich und meine Schwestern es waren. Ich habe, trotz allem was ich von feministischer Theorie und Frauen als Objekte wusste, angenommen, dass du über Macht verfügst und dich über uns lustig gemacht hast. Uns verhöhnt hast, ohne uns zu kennen, und unsere Ausbeutung als Requisit benutzt hast. Uns in einer Weise parodiert hast, wie es nur Menschen mit Geld und Macht tun.

Ich habe falsch gelegen, und ich habe geweint als ich lernen musste, dass dir und den anderen Frauen das passiert ist. Es tut mir leid. Und ich bin froh, dass du da rausgekommen bist, während anderen Frauen dies nicht gelungen ist.

Nur zu, Kaya Jones!

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